November 2025 – Progress

Mich irritieren die Progress-Erzählungen älter werdender Menschen, die in Artikeln, Literatur oder am Tisch das größer werdende Wissen preisen, die zunehmende Gelassenheit, die wachsende Zufriedenheit. Die den Werdegang als Vorwärtsgang beschreiben, klar gabs mal einen Rückschlag, aber der war eigentlich ein Vorschlag, die den Gleichmut schildern, der die Sorge ablöst, die von der Freiheit sprechen, die Ängste hinter sich zu lassen. Ich begreife das nicht. Mir geht es anders. Ich habe den Eindruck, ich weiß gar nichts mehr, ich verstehe immer weniger. Was ist gut, was schlecht, wie soll man sich verhalten, wie nicht, wer hat recht, wer nicht, was ist wichtig, was nicht, ich habe keine Ahnung. Die Dinge beginnen, sich zu wiederholen, die Ratlosigkeit nimmt nicht ab. Reingehen oder abwarten, weich sein oder hart, offen oder verschlossen, annehmen oder ankämpfen. Nichts wird leichter, alles wird schwerer. Weil die Last größer wird, die sich summiert. Und ich bin müder. Nichts öffnet sich, alles wird enger, nichts wird klarer, alles verschwimmt, wird langweiliger, erschöpfender, sinnloser, egaler. Genau deshalb wächst die Angst. Der Druck. Die Rigorosität.