Ich mache zwei Tage Schreiburlaub in Lehnin. Der See ist herrlich. Ruhe, Graureiher, besonders am Morgen sind die Blicke wundervoll. Ich mag das kleine Strandbad mit der sehr leise sprechenden jungen Frau. Mit einem großen Besen schrubbt sie die Entengrütze vom Steg und macht den Kindern die Rutsche an.
Ich schwimme! Sonne, Spätsommer, herrlich, das Wasser schon kalt, so gut es geht mit der Schulter. Fordere sie ein bisschen, fühle mich gut danach.
Das Zimmer ist einfach, aber nett mit roten Stühlen, die Brandenburger Ortschaft verläuft links und rechts einer Durchgangsstraße. Das beste Cafe am Platze war einst eine Prachtskonditorei, heute nicht mehr. Alles, was in der Vitrine liegt, sieht aus wie aus dem Backshop, der Magenweh-Cappuccino tropft auf Knopfdruck aus der Saturn-Maschine.
Diese Bräsigkeit der Leute. Man dumpft hier so rum, hat keinen Bock, abends warten Männer mit hochgetuneten Autos vorm Asia-Imbiss auf ihre Bratnudeln. Alle wollen nur eins: ihre Ruhe. Wer hier fordert, dass sich was ändern muss, meint genau das Gegenteil.
Die große Entdeckung ist die Tankstelle. In einem schmalen Durchgang zwischen Verkaufsraum und Parkplatz esse ich am Hochtisch den besten Kartoffelsalat und die beste Bulette meines Lebens. Dazu natürlich Filterkaffee. Dabei Blick auf den Parkplatz, Truckerromantik. Mahlzeit, sagen die Männer, die hier reinlaufen zu mir, und bestellen Gulasch, Soljanka und Bratkartoffeln bei der Frau hinterm Tresen. Mit Ketchup? Ja. Ein junger Mann putzt die Karosserie seines Autos mit einem Mikrofasertuch. Der putzt sonst nichts.
Die etwas überorganisierte Leiterin des Gästehauses bezichtigt mich am Ende des Frühstücksbetrugs. Bis dahin war es eigentlich ganz schön.