August 2014 – diaries

ich bin gerade total obsessed mit Tagebüchern.

Andy Warhols ist so dick wie die Bibel.

Am Ende ist ein Register mit allen Leuten, die erwähnt sind und den Seitenzahlen auf denen man Einträge zu ihnen findet. Oh my God, ich bin in Andys Tagebuch, hat da bestimmt der ein oder andere geschrien. Andy, bin ich in deinem Tagebuch? Ich hab heute Andy gesehen, vielleicht schreibt er mich ja in sein Tagebuch. Lieber ist mir allerdings seine Philosophie von A bis B, da lernt man mehr. Das ist alles ziemlich absurd und witzig.

Alison Bechdel hat von frühster Kindheit an jeden Tag aufgeschrieben, was so passiert ist. Ich bin neidisch, ist das nicht absolut großartig, was für ein Schatz!
anders als ich hat sie das tagebuch nicht zur beschreibung ihrer gefühlslagen ausgenutzt, sondern zur archivierung ihres Alltags. Man sollte das ding ins all schicken, zusammen mit dem anderen kram, der da oben schon rumschwebt. Es war ihr so wichtig, alles aufzuschreiben, festzuhalten, dass ihre Mutter ihr eine Zeit lang die Arbeit abgenommen hat, damit sie Ruhe finden kann. Die kleine Alison saß also abends aufrecht im Bett und hat ihrer Mutter diktiert. Die Mutter hat alles aufgeschrieben, haarklein und genau so wie Alison es ihr gesagt hat. Ist das nicht wunderschön. Was für ein Liebesdienst. Die kommentarlose Stillung des Bedürfnisses eines Kindes.

Wie es wohl sein muss, zu wissen, was man jeden Tag gemacht hat, jeden verdammten Tag seines verdammten lebens von klein auf? Macht es reich und glücklich und eine Menge Erkenntnis oder ist es traurig, weil man sieht wie arm und repetitiv alles ist.

Was man alles vergessen hat. jedes Wetter, jeden Anruf, jeden Lehrer, jede hausaufgabe, jede Begegnung, jede Bahnfahrt, jeden urlaubsort, jede Wohnung, jede, jeden und alles.

Ich mache seit Jahrzehnten einen großen Bogen um meine Tagebücher. sie stehen in meinem SChrank udn ich hab Angst vor ihnen und gleichzeitig Angst, dass sie bei einem Wohnungsbrand umkommen. Wenn ich mir ab und an überlege, was ich schnell mitnehme, wenns brennt, dann sind es die Tagebücher und Fotos.

Eines Tages werd ich mich traun. Dann werd ich reingucken und dann wirds rauskommen. Was für ein dummer, unreflektierter, selbstmitleidiger Teenager ich war, der immer nur gejammert hat bis er Ende zwanzig war. Ab da hab ich dann mündlich weitergejammert. Und jetzt, im hohen Alter, steig ich wieder schriftlich ein.