Ich bin auf einer Party eingeladen. Ich will da hin. Es werden viele Leute da sein. Ich überlege, was ich mitbringen will, ich kaufe ein, ich will was backen, ich freu mich drauf, das Wetter wird toll, es ist ein bisschen weiter draußen, wie komm ich da hin, ich suche schon mal eine passende Bahn raus.
Schon morgens merke ich, dass es schwierig wird. In meinem Kopf tanzen mögliche Situationen, tummeln sich Menschen, die dort sein werden.
Manche von ihnen Freunde von T., die die Gefahr mit sich bringen, dass ich etwas mitbekomme, was ich nicht wissen will, manche von ihnen Menschen, die ich lange nicht gesehen habe und mit denen die Begegnungen deshalb unangenehm sein könnten, mir fallen Momente ein, in denen ich verletzt wurde von diesen Menschen, ich denke an alte Geschichten. Ich verschiebe das Backen, ich fange an zu backen, ich mache was anderes, ich backe weiter.
Ich zwinge mich, die schönen Sachen aufzurufen, daran zu denken, dass ich Menschen sehen werde, die ich mag, die nett sind, dass ich eine Frau wiedertreffen werde, die ich kürzlich kennen gelernt habe, dass ich auf eine Party! eingeladen bin, dass es sicher, ganz sicher, ein schöner, entspannter, liebreizender Nachmittag im Grünen wird, dass es guttun wird, es geschafft zu haben dorthin zu gehen, dass es wichtig ist, notwendig und wohltuend unter Menschen und im Kontakt zu sein, dass es wichtig ist, sich nicht auszuschließen, Ja zu sagen, statt Nein, dass es schön ist, mit einer immer herzlichen Freundin zu feiern, die dich an deinem Geburtstag besucht, wenn du sie einlädst, obwohl ihr das sicher auch nicht immer leicht fällt, die dich nicht vermissen wird, wenn du nicht da bist, aber die sich verdammt nochmal freuen wird, wenn du kommst, verstehst du das?
Ich laufe los.
Auf der halben Strecke zur Bahn kehre ich um.
Ich schreibe eine Nachricht, dass ich es nicht schaffe.
Es ist ein Desaster. Die Depression ist da, da gibt es kein Vertun.
Sie wirft mich nieder, wirft mich raus, heute und die nächsten Tage, sie kommt wieder keine Frage. Der Kampf ist verloren, er hat mich erschöpft. Ich habs nicht geschafft. Ich habs nicht geschafft. Ich habs nicht geschafft.
Später sehe ich die Fotos, die glücklichen Textnachrichten: Es war ein schöner, entspannter, liebreizender Nachmittag im Grünen.