Wir fahren Schiff. Der Kapitän ist sehr hübsch, vielleicht Mitte zwanzig, ich sage jetzt nicht, an wen seine Figur mich erinnert, das kriegt hier so langsam einen Bart. Seine Matrosin im gleichen Alter hat heftig unrasierte Beine und wirkt, als sei sie sehr glücklich und im Reinen mit sich und ihrem Job. Sie muss das Schiff an der Spundwand befestigen und Fika und Kanelubulle verkaufen.
Stockholm ist sehr nah. Buchstäblich – nach einer Stunde 20 landen wir schon, aber auch sonst. Nichts ist hier fremd, könnte auch ein Ausflug nach Hamburg oder Lübeck sein. Wir tauschen keine einzige Krone um, weil absolut alles mit ec-Karte geht.
Der Audio-Guide auf dem Schiff schildert selbstbewusst und mit viel Liebe, was schwedisch ist, was den Schweden so wichtig ist und wie die schwedische Geschichte so war. Gut nämlich. Das wäre hier in Germany nicht möglich, behaupte ich mal, das finde ich schon interessant. So eine (Leit-) Kulturidentität. Würden wir nicht schildern. Wir würden nicht voller warmherzigen Stolzes uns selbst gegenüber erzählen, dass wir pünktlich sind, am liebsten Sauerkraut und Kartoffeln essen, eine große Handwerks- und Ingenieurstradition haben und viele tapfere Helden, die blutige Schlachten gewonnen haben.