April 2019 – Nette Männer

Neben mir im Café zwei Männer. Normalos. Sie umarmen sich zur Begrüßung. Sie haben sich länger nicht gesehen. Sie sind gute Freunde. Sie sprechen miteinander. Über ihre Frauen, ihre Jobs, ihre Kinder. Sie sind offen miteinander. Sie fragen sich um Rat. Der eine ist ein bisschen der größere Bruder, der andere der etwas Unsichere, der wissen will, was der Große denkt. Das Gespräch könnten auch zwei Frauen miteinander führen. Sie sind ungefähr so alt wie ich.

Zwei Tage später. Wieder zwei Männer neben mir, bisschen Mittemäßig-erfolgreicher, gleiches Alter, diesmal auf ein Bier. Der eine Mann erzählt von seiner Frau. Es fühlt sich gerade fremd an mit ihr. Sie ist so gestresst. Aber wie ist es denn, wenn ihr zusammen seid, fragt der andere. Damit meint er: beim Sex. So drückt er das aus. Dem anderen macht seine Tochter, Anfang zwanzig, Sorgen. Das Kind hat alles, sagt er. Die spricht jetzt schon drei Sprachen, die kann hingehen mit ihrem Studium (Medizin), wo sie will. Und dann machen die sich so fertig heute, diese jungen Frauen. Sie will keinen Badeanzug anziehen, weil sie meint, sie ist irgendwo zu fett.

Ich weiß nicht, ob ihnen zu trauen ist. In ihrer Sanftheit, Zugewandtheit, Emotionalität. Zueinander und zu den Frauen in ihrem Leben. Am Ende vögeln sie doch nur die Frau vom Freund, schauen den ganzen Tag weibliche Geschlechtsteile in Großaufnahme auf youporn und würden ihre Frauen jederzeit gegen eine eintauschen, die aussieht wie Germanys Next Topmodel auf das sie vorgeben zu schimpfen.

Vielleicht sind sie auch alle schizophren.