Ich wollte eine schöne Wohnung haben, eine Wohnung, in der es nicht durch die Fenster zieht oder die Nachbarn einen nachts um vier mit Psycho-Geschrei auf Trab halten oder Mäuse im Bad sitzen als wär’s ihre Eigentumswohnung oder die Klingel nicht funktioniert oder der Hinterhof ein Sammellager für Stinke-Kühlschränke und Mann-Mobilia-Regale ist.
Ich wollte eine Wohnung mit wenigstens einem Charme-Detail, zum Beispiel einer offenen Küche oder einem richtig großen Zimmer oder einer Aussicht auf den Fernsehturm oder einem Balkon, der nutzbar ist, kein Bierkasten-Balkon. Und dann wollte ich natürlich noch das übliche: das richtige Viertel, super verkehrsangebunden und trotzdem ruhig und billig – was ein Berliner halt so will.
Ich hab solche Wohnungen gesehen. Ich hab sie besichtigt, zusammen mit 150 bis 300 anderen. In Mitte, in Kreuzberg, Neukölln. Und nun hab ich diese hier genommen. Ich hab sie genommen, weil es die einzige war, die ich BEKOMMEN habe, bei allen anderen hatte ich keine Chance.
Diese Wohnung hier matched mit immerhin drei von vielen Wünschen: Sie ist günstig, (sofortige Erleichterung macht sich breit, also kein zu vernachlässigendes Kriterium), sie ist mitten in Mitte, und sie hat einen Balkon.
Trotzdem stehe ich jetzt in dieser Wohnung und denke: Das wars. Nach 12 Monaten Suche. Mehr war nicht drin. Mehr war einfach mal wieder nicht drin und mehr wird auch nie drin sein. Ich stehe in dieser Wohnung – 2 Zimmer, quadratisch, praktisch, gut, objektiv gibts nicht viel auszusetzen, wirft man alle Aspekte in die Waagschale – und denke:
Das ists, was auf meinem Grabstein stehen wird:
Mehr war leider nicht drin.
Die Wände kommen auf mich zu, nehmen mich von links und rechts in die Zange und ich denke:
In so einer Wohnung sterben verbitterte alte Frauen.